
Ruthenbeck im Interview: U19-Start gegen Bayern
Für die U19 des 1. FC Köln steht am Sonntag um 11 Uhr das erste Pflichtspiel des Jahres an. Mit dem dritten Platz in der Vorrunde hat sich das Team für Liga A qualifiziert und trifft dort in der Gruppe im ersten Spiel nun auf den FC Bayern München (Hier geht’s zu den Tickets). Trainer Stefan Ruthenbeck spricht im Interview über die Entwicklung seiner Mannschaft, den neuen Liga-Modus, die Bedeutung des richtigen Mindsets und das Spiel gegen den Nachwuchs des Rekordmeisters.
Stefan, am Sonntag geht es wieder los. Wie sehr freust Du Dich auf den Start?
Stefan Ruthenbeck: In der Vorbereitung geht es darum, reinzukommen. Wir nehmen die Vorbereitungsspiele so ernst wie möglich, aber der letzte Punch kommt erst in den Pflichtspielen dazu. Nach vier Wochen Vorbereitung bin ich froh, dass wir wieder einen richtigen Wettkampf gegen einen Top-Gegner haben.
Wie gut siehst Du die Mannschaft denn vorbereitet?
Wir sind noch einen Tick eingespielter als in der Hinrunde. Die Jungs können die Intensitäten besser fahren als noch vor drei, vier Monaten, dadurch haben wir weniger Verletzte. Du merkst, dass die Spieler einen anderen Rhythmus haben, jeder Spielzeit bekommt und dadurch das Niveau gestiegen ist. Wir haben in der Vorbereitung gegen den amtierenden Deutschen Meister gewonnen, Hoffenheim mit einem Eishockey-Ergebnis 7:5 geschlagen – ein super Spiel, in dem es hin und her ging. Das musst du erst einmal hinkriegen. Ich glaube, wir sind gut vorbereitet.
Worauf lag während der Vorbereitung der Fokus?
Viel auf dem Spiel mit dem Ball. Uns ist aufgefallen, dass wir ein Thema hatten, Lösungen gegen tiefstehende Gegner zu kreieren. Das haben wir besser hingekriegt, haben beispielsweise auch gegen Herrenmannschaften viele Tore gemacht. Der zweite Punkt war das Gegenpressing, nach Ballverlust sofort den Impuls zu haben, den Gegner wieder zu attackieren.
Gegen Bayern wartet gleich ein großer Gegner. Chance und Risiko zugleich für Euch?
Im Jugendfußball ist es ein bisschen anders als im Herrenfußball. Da ist die Chance, gegen vermeintlich größere und stärkere Mannschaften zu gewinnen, etwas höher einzuschätzen. Bayern München ist allein durch den Aufwand, den sie betreiben, ganz hoch einzuschätzen, sie haben eine brutal hohe Qualität. Aber du bist in solchen Spielen nicht chancenlos. Wenn wir einen guten Tag erwischen und bei uns bleiben, glaube ich schon, dass wir für eine Überraschung sorgen können. Wir haben ein Heimspiel, wollen unangenehm sein. Auch gegen Bayern München gehen wir in das Spiel und wollen es gewinnen.

Die Bayern haben in ihrer Vorrundengruppe bis auf zwei Unentschieden gegen Ulm und 1860 München alle Spiele gewonnen. Die größtmögliche Herausforderung, die es aktuell gibt?
Sie haben eine super Vorrunde gespielt. In unserer Gruppe hatte Mönchengladbach die gleiche Statistik, da waren wir im Rückspiel nah dran, das Spiel auf unsere Seite kippen zu lassen. Wir sind dieses Jahr vom Niveau knapp hinter diesen Teams. Trotzdem glaube ich, dass für uns etwas möglich ist in den direkten Duellen.
Wir befinden uns in einer Saison mit einem völlig neuen Modus. Erst gab es regionale Gruppen, nun wird deutschlandweit gespielt. Wie fällt hier das erste Fazit aus?
Das richtige Fazit werden wir erst am Saisonende ziehen können, wenn wir den ganzen Modus einmal durchgespielt haben. Denn es gibt schon noch Fragezeichen, wie es etwa bis zum Saisonende weitergeht, sollte man das Achtelfinale nicht erreichen. Was der DFB vorhatte, den Mannschaften den Druck zu nehmen, sehen wir nicht so. Für uns ging es klar darum, in die A-Liga zu kommen. Wir hatten eine schwere Gruppe, fast jedes Spiel war ein Derby, die vermeintlich kleineren Teams waren gegen uns umso motivierter. Wir mussten Woche für Woche um jedes Tor und jeden Punkt fighten. Am Ende ist es uns gelungen, in die A-Liga zu kommen, wir hatten ab Oktober aber schon richtig Druck, kein Spiel mehr verlieren zu dürfen. Das war für die Jungs und das Trainerteam anstrengend.
Wie ist die Mannschaft mit dem Druck umgegangen, ist sie dadurch gereift?
Sie ist auf jeden Fall gereift. Die Jungs kannten bislang nur den anderen Modus und haben nach ein paar Spielen gemerkt: Wenn wir nochmal verlieren, wird es eng. Nach der Niederlage gegen Viktoria Köln im Hinspiel war klar: Wir müssen aufpassen, sonst spielen wir in der B-Liga, die bei weitem nicht so attraktiv ist wie die A-Liga. In der A-Liga haben wir nun Top-Gegner mit Chemnitz, Heidenheim, Schalke, Bayern und Bremen. Das sind alles super Mannschaften, Chemnitz wurde in seiner Gruppe beispielsweise Erster vor Hertha BSC und RB Leipzig. Das werden zehn schwere Spiele, aber genau das ist super für die Ausbildung. Es wird keine einfache Aufgabe, ins Achtelfinale zu kommen, aber es ist möglich.
Bist Du mit der grundsätzlichen Entwicklung des Teams zufrieden?
Wir hatten zwischen den Spieltagen zwei und vier ein kleines Loch in puncto Niveau und Intensität. Ansonsten hat sich die Mannschaft von Woche zu Woche gesteigert. Wenn wir alle dabei haben, sind wir eine starke Truppe, die sich nicht verstecken muss. Es gibt eine ganz klare Entwicklung.

Was zeichnet das Team denn aus?
Unangenehm zu sein. Anders als in den vergangenen Jahren haben wir uns nicht so sehr über Ballbesitz definiert. Es ging darum, zu erkennen, dass wir vorne Tempo haben und den Ball nach einer Balleroberung auch schnell tief spielen können. Wir waren im Pressing und Gegenpressing unangenehm und haben daraus Situationen kreiert. Das haben wir mit der Zeit immer besser hinbekommen, sodass ich heute sagen kann: Wenn man uns kontern lässt, kann es für den Gegner sehr unangenehm werden.
Was ist aus Deiner Sicht allgemein wichtig für die Spieler im U19-Jahr, um bereit für die nächsten Schritte in Richtung Männer- und Profifußball zu sein?
Sie müssen eine Ernsthaftigkeit reinbekommen, etwa in der Vor- und Nachbereitung von Trainingseinheiten, müssen Zusatzschichten fahren. Sie müssen auch dafür sorgen, trainierbar zu sein. Niemand wird Profi ohne Training. Ich muss viel trainieren, mir selbst und meinem Körper viel abverlangen. Der dritte Punkt ist das Mindset. Du bekommst auf diesem Niveau nichts geschenkt. Bis auf wenige Top-Toptalente müssen es sich alle Spieler erarbeiten durch Fleiß, durch Leidenschaft und die Mentalität, Spiele gewinnen zu wollen.
Wie wichtig ist aus Deiner Sicht dieser letzte Punkt?
Wir Trainer sagen, es geht in diesem Bereich nicht in erster Linie um Ergebnisse, sondern um Ausbildung. Aber für die Spieler geht es schon um Ergebnisse. Wir müssen ihnen die Voraussetzungen schaffen, dass sie Ergebnisse erzielen können. Wenn du Profi werden willst, brauchst du Stärken und auch eine gewisse Quote. Ein Stürmer, der keine Tore schießt, oder ein Achter beziehungsweise Zehner, der keine Tore vorbereitet, wird kein Profi werden. Das kann man auf jede Position herunterbrechen. Es geht um die Frage: Welche Stärken habe ich als Spieler und wie kann ich sie einsetzen? Dafür benötige ich das nötige Mindset. Wenn ich denke, das wird schon irgendwie, dann wird es nicht reichen. Du musst immer an der Grenze sein, das müssen sie in der U19 lernen.