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Vor einem Jahr: Die Weltmeister vum Rhing

2.12.2024

Der 1. FC Köln hat wieder Weltmeister! Am 2. Dezember 2023, also vor genau einem Jahr, gewannen die ­beiden FC-Spieler Fayssal Harchaoui und Justin von der Hitz mit der deutschen U17-Nationalmannschaft in Indonesien den WM-Titel. Im GeißbockEcho-Interview sprachen die beiden Talente anschließend darüber. Zum einjährigen Jubiläum des Titels gibt es das Interview hier zum lesen.

Fayssal, Du hast nach Eurem WM-Titel bei einer Medienrunde am Geißbockheim von einem Buch erzählt, in das Du Deine Ziele schreibst. Damals hattest Du den WM-Titel noch nicht abgehakt. Hast Du das inzwischen nachgeholt?

Fayssal Harchaoui: Ja, habe ich (lacht). Das habe ich gleich noch an dem Tag nachgeholt. Ich musste das Buch ein ­bisschen suchen und meine Mutter fragen. Es lag in ­meinem Schrank ganz oben unter meinen Klamotten. Als ich es gefunden habe, habe ich mir dann auch noch meine anderen Ziele angeschaut, die ich drei Jahre zuvor rein­geschrieben hatte.

Was ist das für ein Buch und welche Ziele stehen beispielsweise darin?

Harchaoui: Es ist ein ganz kleines Buch. Ich habe einmal ­Videos gesehen, dass man immer aufschreiben soll, welche Ziele man hat und sich im Alltag erfüllen will. Das habe ich mir dann zu Herzen genommen und zu verschiedenen ­Situationen Ziele aufgeschrieben: fußballerisch, schulisch, familiär. Im Fußball konnte ich mit der EM und der WM nun schon zwei Punkte abhaken. Was sonst noch drin steht, ­behalte ich noch für mich (schmunzelt).

Was für ein Gefühl ist es, wenn man einen Haken hinter ein Ziel machen kann?

Harchaoui: Es ist ein sehr schönes Gefühl, denn man weiß, dass man hart dafür gearbeitet hat, um das Ziel zu erreichen, das man sich schon Jahre davor gesetzt hat. Für mich ist es ein Zeichen, dass ich gerade auf dem richtigen Weg bin.

Justin, wie sieht es bei Dir mit der Zielsetzung aus, hast Du ein ähnliches Ritual?

Justin von der Hitz: Natürlich habe ich auch Ziele, die ich mir stecke. Aber ein solches Ritual, dass ich mir die Ziele konkret aufgeschrieben habe, habe ich nicht. Ich lasse das eher auf mich zukommen.

Welche Ziele setzt Du Dir zum Beispiel?

von der Hitz: Es gibt ein großes Ziel, das wir alle verfolgen, nämlich Fußballprofi zu werden. Man hat große Namen vor Augen und sieht, welche Titel diese auf ihrem Weg geholt haben. Es ist von jedem Fußballer ein Traum, so weit zu ­kommen und Titel zu holen.

Setzt Du Dir also eher das große übergeordnete Ziel, oder setzt Du Dir kleine Ziele auf dem Weg dahin?

von der Hitz: Im Alltag sind es natürlich eher die kleinen Ziele, denn es ist wichtig, dass man Schritt für Schritt geht, um sich kontant zu verbessern.

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Mit dem U17-Weltmeister-Titel habt Ihr beide im Dezember ein großes Ziel erreicht. Wie fühlt sich dieser Erfolg mit einigen Wochen Abstand an?

Harchaoui: So langsam begreift man, was wir geschafft ­haben, auch wenn es immer noch ein bisschen schwer ist, wenn ich ehrlich bin. Ich gucke mir auch immer noch Videos und Bilder vom Turnier an, wodurch die Erinnerungen immer wieder präsent sind. Das waren einfach so schöne Momente, die ich nicht vergessen möchte. Ich wünschte, wir könnten das alles nochmal erleben.

von der Hitz: Es ist einem noch nicht hundertprozentig ­bewusst, was wir geschafft haben. Aber man merkt immer noch die gestiegene Aufmerksamkeit und wird immer wieder an den Titel erinnert.

Stichwort Aufmerksamkeit: Ihr seid nach der Rückkehr in Frankfurt am Flughafen empfangen worden, es gab einen Empfang am Geißbockheim, eine Medienrunde und eine Ehrung im RheinEnergieSTADION, Ende Januar wart Ihr ins Kanzleramt eingeladen. Wie habt Ihr diesen kleinen Hype um Euch wahrgenommen?

von der Hitz: Es war etwas ganz Neues für uns, so viel Aufmerksamkeit auf einmal zu haben. Die Ehrungen, speziell auch diese im Stadion, waren sehr schön.

Was hilft Euch, um bei all dem Trubel bodenständig zu ­bleiben?

Harchaoui: Bei mir sind es meine Freunde und meine Familie. Da bekommt man auch mal einen Spruch reingedrückt, falls jemand den Eindruck hat, dass man ein bisschen abheben könnte. Das ist zum Glück bisher ohnehin nicht der Fall. Aber wenn es Tendenzen gäbe, würde mich mein Umfeld schnell wieder runterholen, denn da bin ich kein Star, nichts Besonderes, sondern einfach nur Fayssal.

von der Hitz: Genauso ist es bei mir auch. Und im Alltag hat sich ohnehin für uns nichts verändert, nur dass wir eben diesen Titel gewonnen haben.

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Wenn wir in die Weltmeisterschaft eintauchen. Das ­Turnier fand in Indonesien statt. Wie war das Abenteuer abseits des reinen Fußballs für Euch?

Harchaoui: Angefangen hat für uns alles mit einem sehr ­langen Flug mit einem Zwischenstopp in Doha. Nachdem wir in Jakarta gelandet waren, sind wir noch vier Stunden mit dem Bus gefahren. Die Straßen vor Ort waren immer so voll, deshalb haben die Fahrten, egal ob zum Training oder zum Spiel, trotz Eskorte immer sehr lange gedauert.

Wie waren die Bedingungen vor Ort?

Harchaoui: Die Menschen waren sehr nett und hilfsbereit. Es war wirklich sehr warm. Als wir vom Flughafen rausgekommen sind, hatte ich das Gefühl, wir würden in eine Sauna gehen. Die Plätze waren in Ordnung, das wussten wir sehr zu schätzen, denn das sah im ­Vorfeld ganz anders aus.

Wie meinst Du das?

Harchaoui: Unser Trainer hat uns ein Bild gezeigt, wie es vorher aussah und man hat Menschen dort sitzen sehen mit Hüten, die jeden Grashalm gezogen und neu ­eingepflanzt haben, damit wir die besten ­Bedingungen haben.

Wie war die Stimmung innerhalb der Mannschaft?

Harchaoui: Grundsätzlich hatten wir immer gute Stimmung. Ab und an hat es auch mal geknallt, aber das ist bei einer solchen Gruppe von Jungs ganz normal. Fußballer sind ohnehin oft ein bisschen provokant. Sobald wir auf dem Platz waren, war alles gut und es gab keine Konflikte. Es war sicher der Schlüssel zum Erfolg, dass wir auf und neben dem Platz so einen Zusammenhalt hatten. Jeder hat jedem geholfen, jeder hat sich in jeden Zweikampf geworfen. Es war wirklich wie eine Familie. Ich habe noch nie eine solche Mannschaft gesehen. Klar gab es auch Momente, in denen man auf dem Zimmer war. Aber oft, wenn wir frei hatten, waren wir zusammen, sind am Pool gesessen, haben Musik angemacht, gelacht und geredet.

Hat es sich ein Stück weit wie eine Klassenfahrt angefühlt?

von der Hitz: Nein, das nicht (lacht). Fußball ist doch etwas anderes als die Schule. Da hat man eine andere Bindung zu den ­Mitspielern als zu seiner Klasse.

Wie lange hat es gedauert, bis Ihr Euch auf die Bedingungen und die Hitze eingestellt hattet?

von der Hitz: Ich würde schon sagen, dass wir die eine Woche bis zu unserem ersten Spiel gebraucht haben, bis wir uns richtig eingelebt und akklimatisiert hatten. Es gab ja auch noch die Zeitumstellung, aber wir haben das alles ganz gut gemeistert.

Nach dem Erfolg wurde von allen Seiten der Teamgeist als Erfolgsfaktor erwähnt. Aber wie entsteht so ein Geist, so ein Zusammenhalt?

von der Hitz: Ich will nicht sagen, dass es Zufall war, aber es hat einfach von den ­Charakteren her gepasst. Wir haben einfach als Mannschaft zusammengepasst, alle sind gut miteinander klargekommen.

Wie sah der Alltag für Euch vor Ort aus?

Harchaoui: Wir sind aufgestanden, haben gefrühstückt. Während der Gruppenphase hatten wir vormittags noch Schule. Auch das hat zum Zusammenhalt beigetragen, denn Schule mit guten Freunden ist auch immer ein bisschen lustig. Dazu hatten wir eine Lounge, wo wir Playstation, Billard oder Karten spielen konnten. Ich persönlich habe meistens noch einen Mittagsschlaf gemacht. Dann ging es zum Training und abends hatten wir manchmal noch einen Teamabend. Ansonsten hat sich die Gruppe dann aufgeteilt, die einen sind in den ­Spa-Bereich, andere an die Playstation oder aufs Zimmer.

Wie wichtig war die Woche Training vor dem ersten Spiel, um sich neben den Bedingungen auch an die Mitspieler zu gewöhnen, die ja alle aus unterschiedlichen Teams zusammenkamen?

von der Hitz: Es ist natürlich immer wichtig, dass sich eine Mannschaft einspielt. Aber ich würde sagen, dass das aufgrund der ­vorhandenen Qualität kein großes Problem war und jeder seine Qualitäten gut ins große Ganze einbringen konnte.

Wie war während des Turniers Euer ­Kontakt in die Heimat?

von der Hitz: Ich habe öfter mit meinen ­Eltern telefoniert. Es waren sechs Stunden Zeitunterschied, darauf musste man immer achten. Auch zu den Freunden war der ­Kontakt natürlich immer da.

Harchaoui: Bei mir ist es ein Ritual, dass ich wirklich jeden Abend mit meiner Mutter telefoniere. Vor allem am Spieltag war es für mich wichtig, vor den Spielen mit meinen Eltern zu reden, um ein gutes Gefühl zu haben.

Habt Ihr die zunehmende Begeisterung und Unterstützung aus Deutschland auch vor Ort gespürt?

von der Hitz: Wir haben nach der Gruppenphase gespürt, wie viele Leute das verfolgt haben und wie viele wir begeistert haben. Wie viele Fans sich auf einmal für uns interessiert und unsere Spiele geguckt haben, war der Wahnsinn. Es wurden immer mehr und mehr. Wir haben es mitbekommen, dass uns viele unterstützt haben.

Was macht das mit Euch, wenn Ihr im Nachhinein erfahrt, dass alleine in Deutschland Millionen vor dem TV saßen und das Finale schauten?

Harchaoui: Das macht vor allem stolz. Zum Glück haben wir diese Zahlen erst nach dem Finale gehört. Wenn wir ­gewusst hätten, dass so viele zugucken, wäre der eine oder andere sicher noch ein Stück nervöser geworden als ohnehin schon. Es ist ein tolles Gefühl, dass man als ­Jugendmannschaft so viel Aufmerksam bekommt. Wir ­können stolz sein auf das, was wir erreicht haben und dass wir mit unserer Spielweise und unserem Verhalten auf und neben dem Platz so viele Menschen mitgezogen haben, die Freude hatten, unsere Spiele zu schauen.

Nach der Vorrunde habt Ihr alle Spiele knapp gewonnen – entweder mit einem Tor Unterschied oder im Elfmeterschießen. Wie seid Ihr stets cool geblieben?

Harchaoui: Es hat schon vor jedem Spiel im Kreis ange­fangen. Wir sind sehr selbstbewusst in jedes Spiel reingegangen, weil wir um unsere Qualitäten wussten. Wir haben uns ­­gesagt, dass wir die Besten sind und es sehr schwer ist, uns zu schlagen. Unser Trainer hat gesagt, dass wir
uns nur selbst schlagen können. Bei der EM im vergangenen Sommer sind wir oft in Rückstand geraten und haben die Spiele dann noch gedreht. Dieses Selbstbewusstsein, ­immer Brust raus und nicht in Hektik zu geraten, haben wir mitgenommen. Am Ende war es irgendwo Coolness, aber auch eine gewisse Art von Frechheit, die uns ausgemacht hat.

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Hat man in der Mannschaft gespürt, dass der Glaube und das Selbstbewusstsein von Spiel zu Spiel noch größer geworden sind?

von der Hitz: Ich finde schon. Wir haben von Beginn an, also schon ab der Gruppenphase, daran geglaubt, dass wir den Titel holen können. Natürlich wird es dann noch mehr, wenn man weiter und weiter kommt.

Gab es einen speziellen Moment im Turnier, ab dem Ihr richtig überzeugt wart vom Titel?

von der Hitz: Nach dem Spanien-Spiel war ein Moment, in dem wir gesagt haben: Jetzt holen wir das Ding auch.

Im Finale gegen Frankreich lagt Ihr 2:0 vorne, habt den Ausgleich kassiert, euch dann aber im Elfmeterschießen durchgesetzt. Wie habt Ihr diese Gefühls-Achterbahn erlebt?

Harchaoui: Wir sind richtig gut ins Spiel rein gekommen und nach dem 2:0 nach der Pause dachte ich, wir ziehen das jetzt. Nach dem ersten Gegentor dachte ich auch noch, dass wir das hinbekommen. Dann kam die gelb-rote Karte, ein Schock-Moment für mich. Winners Osawe war ja mein Partner im Zentrum, deshalb war für mich klar, dass ich für ihn mitarbeiten muss. Da kamen kleine Zweifel, aber ich habe den Schweinehund überwunden. Ich habe an die EM gedacht, als wir gegen die Schweiz trotz langer Unterzahl das Spiel gedreht haben. Der Glaube in der Mannschaft war auch wieder da, jeder hat Extra-Meter gemacht. Im Elfmeterschießen war es auch wieder ein hin und her. Aber bei unserem letzten Schützen war ich dann überzeugt, dass er ihn reinmacht.

Wie war der Moment nach der Entscheidung?

Harchaoui: Ich wusste nicht, was ich machen soll. Ich bin einfach da gestanden, habe auf die Tribüne geschaut und dann kamen Tränen raus. Es war emotional ein stetiges rauf und runter.

von der Hitz: Ich kam im Finale ja nicht zum Einsatz, aber auf der Bank war auch eine große Spannung. Wir waren beim letzten Schützen auch alle überzeugt, dass er ihn verwandelt. Danach wusste ich auch nicht, wohin ich laufen soll, was ich machen soll. Ich habe einfach jeden umarmt. Ein sehr schöner Moment.

Fayssal, Du hast wie schon im Halbfinale auch im Finale den vierten Elfmeter geschossen. War für Dich klar, dass Du schießen würdest?

Harchaoui: Ich wollte bei der EM schon schießen, war aber immer schon draußen, als es zum Elfmeterschießen kam. Wir haben im Training immer wieder Elfmeter ­geschossen. Beim Elfmeterschießen gegen Argentinien hatten wir zwei Schützen zu ­wenig und ich habe gesagt: Komm, ich schieße den einfach. Ich hatte immer eine große Klappe und habe zu den Jungs, die sich manchmal nicht getraut haben, gesagt: Wenn ich schieße, mache ich ihn auf jeden Fall rein. Ich habe im Halbfinale Verantwortung übernommen und dann war auch im ­Finale sofort klar, dass ich schieße.

Wie war der Moment, als Du zum Punkt gelaufen bist?

Harchaoui: Da geht einem viel durch den Kopf. Im Finale ging es darum, in Führung zu gehen, wenn ich verwandle. Als ich hin­gegangen bin, war so viel im Kopf, dass ich gar nicht mehr weiß, an was ich alles gedacht habe. Da kommen dann die Psychotricks dazu. Ich dachte, dass der Torhüter denkt, ich würde rechts schießen. Als ich den Ball hingelegt hatte, habe ich mir gesagt: Ich ­suche jetzt einfach meine Lieblingsecke aus und knalle ihn einfach mit voller Überzeugung rein. Wenn man mit voller Über­zeugung in eine Ecke schießt, ist es für den Torhüter sehr schwer, den Ball zu halten.

So war es dann auch. Der Torhüter hatte zwar die Ecke, aber nicht den Ball…

Harchaoui: Genau.

Einer der Helden war Torhüter Konstantin Heide, der sowohl im Halbfinale als auch im Finale jeweils zwei Elfmeter gehalten hat. Ein besonderer Typ?

von der Hitz: Er ist sehr lustig, sehr offen zu allen. Er wurde danach auch gefeiert von der Mannschaft.

Wie wurde allgemein gefeiert?

Harchaoui: Im Bus wurde viel gefeiert. Wir waren auch ein bisschen draußen und am Ende hatten wir im Hotel einen Pool und eine Bar. Da haben wir unsere Musikbox aufgestellt. Ich war bis 7 Uhr morgens dort mit ein paar Mitspielern. Wir sind da gesessen, ­haben etwas gegessen und haben viel ­geredet, ein bisschen Deeptalk. Darüber, wie krass es ist, was wir erreicht haben und wie alles angefangen hat.

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Haben Eure Medaillen einen besonderen Platz zu Hause bekommen?

von der Hitz: Ich habe sie an meinem ­Kleiderschrank aufgehangen, damit man sie sieht. Der Kleiderschrank ist weiß und man sieht die Medaille sehr klar darauf, ­deshalb sehe ich sie auch noch jeden Tag.

Harachaoui: Bei mir ist sie im Schrank, aber ich habe ein Trikot bei mir im Zimmer in einem Rahmen aufgehängt. Auch die Bilder, die wir bei der Ehrung bekommen haben, hängen daheim. Der Blick geht bestimmt fünf, sechs Mal am Tag zum Trikot.

Nehmt Ihr diesen Blick vor allem als Erinnerung oder doch mehr als Ansporn, noch mehr im Fußball zu erreichen?

von der Hitz: Auf jeden Fall. Wenn man das sieht, denkt man sich: Das ist erst der Anfang. Wir sind noch sehr jung und haben unsere kompletten Karrieren noch vor uns.

Was war rückblickend neben dem Zusammenhalt untereinander der Erfolgsfaktor beim Turnier?

Harchaoui: Wir haben am Anfang des ­Turniers über das Thema Ego gesprochen. Wir haben klar gesagt, dass wir unsere Ziele nur erreichen können, wenn wir alle unsere Egos zur Seite legen. Wenn man das tut, muss man über das Team kommen. Ab und zu gab es schon auch ein bisschen Ego auf dem Platz, das ist auch irgendwo normal, weil sich jeder bei so einer WM auch ­beweisen will. Aber die meiste Zeit war das im Fokus, was wirklich zählt.

Was hat Euch fußballerisch ausgezeichnet?

von der Hitz: Wir waren ein sehr ekelhafter Gegner, sind hart in die Zweikämpfe gegangen und haben immer dagegengehalten, auch gegen Gegner wie beispielsweise Argentinien, die auch sehr robust zur Sache gegangen sind. Wir hatten keine Angst.

Wie hat das Teamgefüge ausgesehen, wie hat sich die Mannschaft anhand der einzelnen Typen aufgebaut?

Harchaoui: Der Trainer hat ja gesagt, dass er die Mannschaft mal in Gangster und Schwiegersöhne eingeteilt hatte. Jeder hatte ein Stück weit seinen Freundeskreis, aber man hat sich dennoch auch mit allen anderen ­verstanden. Wir haben alle eine Spielerkarte von den ­Trainern bekommen, auf der bei jedem die wichtigen ­Eigenschaften stehen. Das haben wir vor den Spielen immer auf der Tafel gesehen. Dass wir einen Kämpfer ­haben, einen Baum hinten, eine Katze im Tor. Das hat uns vor Augen geführt, welche Fähigkeiten wir in der Mannschaft haben.

Welche Eigenschaften standen bei Euch auf den Karten?

Harchaoui: Es gab immer drei Eigenschaften und eine Haupteigenschaft. Bei meiner Haupteigenschaft stand „Zerstörer“.

von der Hitz: Bei mir stand „Flash“ drauf.

Ihr habt davon gesprochen, das Ego hintenanzustellen. Du bist nicht in jedem Spiel zum Einsatz gekommen, ­Justin. Wie nimmt man diese Rolle im Sinne der Mannschaft an?

von der Hitz: Wenn ich reingekommen bin, habe ich immer versucht, das Beste draus zu machen und fürs Team zu kämpfen. Den letzten Sprint zu machen, den der Mitspieler spät im Spiel vielleicht nicht mehr machen kann. Aber auch auf der Bank haben wir immer mitgefiebert, waren laut und haben das Team so gut es ging unterstützt.

Harchaoui: Alle Spieler waren extrem wichtig. Wenn man nur die heißen Bedingungen nimmt. Da 90 Minuten plus Nachspielzeit zu spielen, war schon anstrengend. Da tat ­jeder frische Spieler auf dem Platz gut. Es gab nie einen Qualitätsabfall, egal wer reingekommen ist. Die starke Bank war ­sicher auch ein Faktor.

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Nach dem Titel ging es relativ schnell auch wieder in den Alltag über: Schule, Training. War es schwer, wieder in den Alltag zurückzukehren?

von der Hitz: Es war eigentlich schnell wieder alles wie ­immer. Man wurde mal auf die WM angesprochen, aber für mich war es schnell wieder normal.

Harchaoui: Ich war lange weg von der Schule mit der WM und meiner Schulter-OP im Anschluss, deshalb gewöhne ich mich erst langsam wieder daran. Die OP kam zu einem guten, aber auch schlechten Moment. Wenn man mit so viel Rückenwind von der WM zurückkommt, will man eigentlich direkt weiter Vollgas geben. Es gibt nie einen guten Moment, aber der war der geeignetste, weil ich dadurch nicht viele Spiele verpassen werde.

Wie wichtig ist es für Euch, neben dem Fußball mit der Schule auch an einem guten Plan B zu arbeiten?

von der Hitz: Für mich ist das schon wichtig. Ich mache ­gerade mein Fach-Abi. Es ist schon manchmal hart, Schule und Fußball zu verbinden, aber ich bekomme es ganz gut hin. Wenn ich das Fach-Abi habe, will ich mich dann erst ­einmal voll auf den Fußball konzentrieren.

Harchaoui: Für mich ist die Schule auch wichtig, auch wenn es zuletzt durch die WM und die OP ein bisschen schwieriger war. Fußball steht bei mir allerdings schon an erster Stelle. Den Traum und das Ziel verfolge ich schon lange. Natürlich gibt es den Plan B, aber es gibt das Sprichwort: Plan A wird durchgezogen. Und das ist mein Ziel.

Ihr seid beide inzwischen schon ein paar Jahre beim FC aktiv. Wie blickt Ihr auf die bisherige Zeit zurück?

von der Hitz: Ich bin gerade in meinem vierten Jahr. Es erfüllt mich mit viel Stolz, für den 1. FC Köln zu spielen. In der U15 hatte ich noch nicht so viel Einsatzzeit, war dann aber ab der U16 Stammspieler und wurde Ende des Jahres auch mal zur U17 hochgezogen. Da begann es auch langsam mit der Nationalmannschaft. In der U17 lief eine Saison nicht so gut für mich, ab dem Ende der U17 und Anfang der U19 lief es wieder besser. Während der EM war ich verletzt und war deshalb nicht dabei. Das war Pech, aber umso schöner war es, bei der WM wieder dabei gewesen zu sein.

Zeigt Dein Weg, dass ich Dranbleiben lohnt, auch wenn man in Phasen einmal nicht so viel spielt?

von der Hitz: Natürlich hat es damals schon weh getan. Bis zur U15 kannte ich das nicht, nicht zu spielen. Auch bei der EM hat es wehgetan, dass ich nicht dabei sein konnte, vor allem als die Mannschaft den Titel geholt hat. Aber man muss immer dranbleiben, auch wenn man nicht viel spielt. ­Irgendwann wird harte Arbeit belohnt.

Wie war es bei Dir, Fayssal?

Harchaoui: Mein Weg beim FC hat in der U14 angefangen, da lief alles gut. In der U15 kam dann Corona, was sehr schade war, weil wir wenig machen konnten. Dann ging es relativ schnell für mich, denn nach der U15 wurde ich in die U17 hochgezogen. In der Zeit habe ich mich gut entwickelt. In meinem zweiten Jahr in der U17 habe ich mich ein bisschen schwergetan. Was mir in dieser Zeit geholfen hat, war der DFB, weil ich dort trotzdem immer gespielt habe. Am Ende des Jahres wurde es auch beim FC wieder besser und ich kam wieder in meine Form. Dann kam die EM mit dem Titel und ab da ging es wieder bergauf.

Wir haben zu Beginn über Ziele gesprochen. Wenn wir nach vorne blicken: Welche Ziele treiben Euch aktuell an?

von der Hitz: Bei mir ist es das Ziel, in den Herrenbereich zu kommen. In die U21 und dann vielleicht auch bei den Profis mal reinzuschnuppern. Ich will mich langsam dem Niveau annähern.

Harchaoui: Bei mir steht an erster Stelle, dass ich wieder richtig fit werde nach der OP, dass alles gut verheilt und ich wieder in Topform komme. Dann ist es ganz klar mein Ziel, den Sprung in den Profibereich zu schaffen.

Interview: Fabian Roßmann

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