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Burmester über GBH-Lösung: „Ich bin zuversichtlich“

16.11.2025

Im zweiten Teil des ausführlichen Interviews spricht Kölns neuer Oberbürgermeister Torsten Burmester über die Bedeutung des 1. FC Köln für die Stadt Köln, das erste Aufeinandertreffen mit dem neuen FC-Vorstand und das weitere Vorgehen beim Thema Geißbockheim und Gleueler Wiese.

Herr Burmester, Sie sind schon lange in der Sportpolitik engagiert. Wie wichtig ist der Sport für eine Gesellschaft, für das Miteinander, für den Zusammenhalt – gerade in Zeiten, in denen die Gesellschaft immer weiter auseinanderdriftet?

Torsten Burmester: Zum einen hat der Sport eine klare gesundheitspolitische Funktion. Wenn du Sport treibst, machst du Prävention und beugst vielen Erkrankungen vor. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, wie Sie gesagt haben, das soziale Miteinander. Es geht darum, dass Kinder in Schulen und Vereinen teamorientiert aufwachsen, dass sie Regeln und Fairness lernen. Im Sport geht es um Leistung, es geht aber auch um Akzeptanz und Rücksicht. Es geht um all das, was eine Gesellschaft braucht, deshalb ist der Sport ein Klebstoff für die Gesellschaft. Hier ziehe ich meinen Hut insbesondere vor den vielen Menschen, die sich ehrenamtlich im Sport engagieren.

Welche Bedeutung hat der FC neben diesen Faktoren auch als Wirtschaftsfaktor und für die Außenwirkung der Stadt Köln?

Der FC ist nicht nur ein Proficlub, sondern ein Club, der Jugendsport, Frauen- und Mädchensport sowie andere Sportarten abbildet. Aber er hat natürlich die Voraussetzungen geschaffen, dass er den Profifußball organisieren kann. Dieser Profisport macht, wenn ich die Zahlen aus der Mitgliederversammlung richtig im Kopf habe, 150 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Wir sprechen also von einem mittelständischen Unternehmen, auch was die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeht. Der FC ist deshalb ein Wirtschaftsfaktor, aber natürlich auch ein Imagefaktor. Der FC ist ein Traditionsverein und ein großer Faktor in der Stadt. Es gibt Kristallisationspunkte im Kölner Leben und dazu gehört insbesondere der FC. Das merkst du, wenn du mit der Linie 1 zum Spiel fährst: Der FC nimmt die Menschen mit und berührt sie.

Der FC war auch im zurückliegenden Wahlkampf ein großes Thema. Hat der FC den Wahlkampf beeinflusst?

Das kann ich nicht beurteilen, weil es dazu keine Zahlen gibt. Aber der FC war natürlich ein Thema und es gab deutliche Positionierungen dazu. Insbesondere zum Thema Erhalt des Geißbockheims und Ausbau im Grüngürtel gab es unterschiedliche Positionen. Die SPD und ich haben uns dafür ausgesprochen und das schon über die letzten Jahre hinweg. Ich bin dafür angetreten, dass die Probleme an dieser Stelle gelöst werden. Es ist ein großes Thema, das endlich gemeinsam gelöst werden muss: Wo kann es weitere Ausbaumöglichkeiten für den FC geben und wie können wir diese realisieren? Das steht im Vordergrund, diese Verhandlungen müssen wir jetzt führen. Ich will, dass solche Fragen am Anfang der Legislatur entschieden werden und nicht am Ende oder gar nicht.

Zeitnah nach Ihrer Wahl haben Sie sich bereits mit dem ebenfalls neuen FC-Vorstand getroffen. Worum ging es dabei?

Es war ein erstes Kennenlernen. Wir sind alle am gleichen Wochenende gewählt worden. Während des Wahlkampfes hatte ich Kontakt zum vorherigen Präsidium, das aus meiner Sicht auch eine gute und verlässliche Arbeit gemacht hat und ein guter Ansprechpartner war. Ich habe mich nicht auf die Seite eines Teams gestellt, fand es aber gut, dass die Mitglieder die Wahl zwischen mehreren Teams hatten. Ich war selbst nicht bei der Mitgliederversammlung, habe davor aber meine Stimme abgegeben, dass mehrere Teams zugelassen worden sind, das fand ich aus Demokratiegründen richtig.

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Wie war Ihr Eindruck vom ersten Treffen mit dem neuen Vorstand?

Es ging zunächst darum, einen persönlichen Draht aufzubauen, das ist bei dem ersten Treffen gelungen. Es besteht eine Kommunikationsebene und wir sind in unterschiedlichen Formaten im Austausch. Natürlich spielte auch der Geißbockheim-Ausbau eine Rolle. Darüber hinaus gibt es weitere Themen und Rahmenbedingungen, um Profisport in Köln erfolgreich zu gestalten. Hier habe ich dem FC meine persönliche Unterstützung zugesagt, weil ich weiß, dass es in dem Bereich sehr viel um People Business geht. Da ist der Oberbürgermeister in einer Rolle, wo er den FC auch unterstützen kann.

Sie haben das Geißbockheim und das Thema Gleueler Wiese schon angesprochen. Das Thema zieht sich inzwischen über zwölf Jahre hin. Wie wollen Sie eine Lösung schaffen?

Es gab eine aus meiner Sicht rechtsgültige Bauplanung, die von allen Fraktionen und Parteien unterstützt worden ist. Es folgte Widerstand und dann haben sich einige vom Acker gemacht, das muss man auch ganz offen sagen. Ich halte es für nicht richtig, dass man einmal getroffene Entscheidungen so revidiert. Es ist über zehn Jahre nichts entschieden worden, obwohl der Bedarf eindeutig da ist. Der FC muss seinen Nachwuchsbereich stärken und braucht diese Kunstrasenplätze. Es ist jetzt auch meine Aufgabe, mit dem FC gemeinsam eine Lösung zu finden. Wir werden das am Anfang in die Verhandlungen mitnehmen, weil am Anfang die Sachen für die nächsten fünf Jahre entschieden werden. Deshalb muss es jetzt konkrete Vorschläge geben, wie man den Ausbau in der Nähe des Geißbockheims umsetzen kann.

Was bedeutet Ihnen persönlich der Grüngürtel und warum könnten Sie damit leben, wenn hier noch weitere Plätze entstehen?

Sport und Umweltschutz, Sport und Parks, Sport und Natur – das sind doch keine Widersprüche. Der Grüngürtel wurde damals angelegt, das vergisst der eine oder andere, weil man der arbeitenden Bevölkerung ein Erholungsangebot machen wollte. Der Grüngürtel diente also der Erholung und der Nutzung unter anderem auch für sportliche Zwecke. Wir haben eben über die Bedeutung des Vereinssports gesprochen. Dann bedarf es auch Raum, Platz und eben auch Kunstrasenplätzen. Diese kann man ökologisch vorbildlich entwerfen, planen und umsetzen. Deswegen ist das kein Widerspruch. Ich finde es richtig, dass Menschen in Parks Sport treiben können und auch Vereine Sport machen können.

Wie optimistisch sind Sie, dass Sie eine zeitnahe Lösung für den FC herbeiführen können?

Optimismus ist keine politische Größe. Es geht um die Frage, ob man Mehrheiten findet. Die Mehrheitsverhältnisse im Kölner Rat sind nicht einfach, wie Sie wissen. Ich glaube aber, dass die Diskussion im Wahlkampf dazu beigetragen hat, dass alle Parteien jetzt eine Lösung wollen, dieses Momentum muss man nutzen. Es gibt von unterschiedlichen Parteien auch erste Öffnungen. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung erreichen werden.

Zum Abschluss: Haben Sie eine Vision, wie sich die Stadt Köln und der FC gegenseitig in Zukunft noch weiter stärken können?

Indem wir füreinander da sind. Der FC spielt nicht nur Profifußball, sondern kümmert sich auch um soziale Aufgaben in dieser Stadt, er ist ein verantwortungsvoller Akteur in allen Bereichen. Die Politik muss anerkennen, dass Sportvereine eine wichtige Funktion in dieser Stadt haben, insbesondere der FC als einer der mitgliederstärksten Vereine weltweit.

Den ersten Teil des Interviews mit Torsten Burmester lest Ihr hier.