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„Nie zu träumen gewagt“: Markus Halfmann im Interview
Seit Sommer leitet Markus Halfmann als Bereichsleiter Nachwuchsfußball die Geschicke der FC-Akademie. Der 36-Jährige ist bereits seit acht Jahren beim FC und trat nun in die Fußstapfen von Lukas Berg. Im Interview mit dem GeißbockEcho sprach er über seine neue Rolle, den Weg dahin und die Ziele der nächsten Jahre.
Hallo Markus, seit diesem Sommer bist Du Bereichsleiter Nachwuchsfußball beim 1. FC Köln. Hast Du Dich bereits gut eingelebt, ist Dein Büro schon fertig eingerichtet?
Markus Halfmann: Einige sagen so, die anderen so (lacht). Vorher war Lukas Berg hier im Büro. Eigentlich habe ich nur das Bild an der Wand ausgetauscht, und mir ein paar Pflanzen zugelegt. Ich bin seit acht Jahren beim FC, deswegen fühlt es sich nicht wirklich anders an. Rein rational ist es trotzdem ein großer Schritt. Ich habe viel mehr Verantwortung und viel mehr Themen auf dem Schreibtisch. Trotzdem komme ich jeden Tag mit derselben Freude zur Arbeit, wie vorher auch schon.
Du bist in der Kölner Umgebung aufgewachsen. Kannst Du Dich noch erinnern, was Deine ersten Berührungspunkte mit dem FC waren?
Ich habe mit sieben oder acht Jahren in Siegburg mit dem Fußballspielen angefangen und die Bundesliga selbstverständlich auch im Fernsehen verfolgt. Meine Eltern sind interessiert, aber keine eingefleischten Fußballfans, deswegen waren sie auch keine riesigen FC-Fans. Mein Opa, den ich nicht mehr persönlich kennenlernen durfte, hat aber für den den VfR Köln, einen Vorgängerverein von Viktoria Köln, gespielt. Da hat das Fußball-Gen vielleicht einfach eine Generation übersprungen (lacht).

Du bist schon acht Jahre beim FC und hast von administrativen Tätigkeiten bis hin zum Trainerjob vieles in der FC-Akademie gemacht und gesehen. Hattest Du 2018, als Du beim FC anfingst, den Wunsch, irgendwann der Leiter einer der bedeutendsten Akademien des Landes zu sein?
Im Fußball zu arbeiten und damit mein Geld verdienen zu können, war schon mein Traum. Der hat sich allerdings erst entwickelt. Zunächst wollte ich beim Auswärtigen Amt als Diplomat arbeiten und habe deswegen Politikwissenschaften studiert. Während des Studiums habe ich parallel beim FC Hennef 05 gearbeitet. Dabei ist mir bewusst geworden, wie schön es ist, im Fußball arbeiten zu dürfen. Schon der erste Job beim FC war super, spätestens die Position als Leiter des Entwicklungsbereichs war dann ein Traumjob. Dass ich jetzt noch eine Stufe aufsteigen konnte, hätte ich zu Beginn der acht Jahre nie zu träumen gewagt.
Du hast den FC Hennef 05 gerade angesprochen, wo Du vorher lange Zeit als Leiter des Nachwuchses gearbeitet hast. Was hast Du aus Hennef mitgebracht an Werten oder Eigenschaften, die Dir in einem doch etwas hektischeren und größeren Umfeld beim FC helfen?
Du kannst an der Uni so viel lernen wie du willst. Die beste Vorbereitung auf einen Job in einem Profiverein erfährst du, wenn du vorher in einem Amateurverein tätig warst. Das ist mir auch immer dann wichtig, wenn wir uns Bewerbungen für freie Stellen bei uns anschauen. Du kannst dich dort ausprobieren und kannst schnell Verantwortung übernehmen. Ich musste dort schon sehr früh Personalentscheidungen treffen, Elterngespräche führen, Veranstaltungen organisieren und Budget verantworten. Ich habe unglaubliche Erfahrungswerte gesammelt, von denen ich heute noch profitiere.
Seit Januar 2023 arbeitest Du Seite an Seite mit Lukas Berg. Inwiefern hat Dich die Zusammenarbeit und Deine Tätigkeit als Leiter des Entwicklungsbereich auf die neue Rolle vorbereitet?
Auch vorher war ich quasi schon ein Akademieleiter, nur eben für einen bestimmten Bereich. Ich habe viele Dinge im Kleinen gemacht, die ich jetzt auch im Großen mache. Ich bin dankbar, dass mir Lukas viel Vertrauen entgegengebracht hat und ich in meinem Wirken so viele Freiheiten hatte. Davon abgesehen gibt es zwischen uns auch einige Parallelen in den Biografien. Während er sich fast zeitgleich beim Bonner SC ausprobieren konnte, war ich eben in Hennef. Wir sind beide keine Ex-Profis oder langjährige Trainer sondern kommen mehr aus dem Management. Dass man ähnliche Standpunkte und Herangehensweisen hat, hilft sicher und ist auch weiterhin eine gute Basis unserer Zusammenarbeit.

Management ist ein gutes Stichwort. Parallel zu Deiner FC-Tätigkeit hast Du kürzlich ein Management-Zertifikat am High Performance Sports Institute erworben. Wie helfen Dir Management-Knowhow und Fußballwissen konkret bei Entscheidungen in der Akademie?
Ich will das nicht zu hoch hängen. Ich habe keinen Master in BWL erworben. Das war eine Fortbildungsmaßnahme, die über ein dreiviertel Jahr ging. Das Interessante dabei war, dass wir eine gemischte Gruppe aus verschiedenen Sportarten waren. Die Aufgabe hier in der FC-Akademie ist ein Zusammenspiel aus Jugendfußballexpertise und Management-Fähigkeiten. Dass man organisiert ist, strukturiert denkt und Mitarbeiter gut führen kann, sind natürlich äußerst wichtige Dinge.
Apropos Entscheidungen, was steht neben der sportlichen Entwicklung mittel- bis langfristig auf Deiner Agenda?
Alle Themen, die wir hier voranbringen wollen, zahlen auf ihre Art und Weise darauf ein, dass wir uns sportlich weiterentwickeln. Um mal eins beispielhaft zu nennen: Ein großes Thema der nächsten Jahre ist die Umstrukturierung des Kinderfußballs. Dort haben wir im Altersbereich bis zur U10 perspektivisch keine eigenen Mannschaften mehr, sondern investieren viel in Maßnahmen, die eher in die Breite abzielen. Dazu zählen Schulfußball-AGs, viele Maßnahmen der Fußballschule und vor allem ein neues Netz an Partnervereinen.
Zusätzlich seid Ihr in den vergangenen Monaten mit der Modernisierung der Akademie weit vorangekommen. Was sind dort die nächsten Schritte?
Wir haben uns infrastrukturell stark verbessert, daran wollen wir anknüpfen. Mit dem Satellitenplatz in Efferen haben wir einen weiteren Schritt gemacht. Trotzdem gibt es noch viel zu tun, gerade wenn man sich anschaut, welche Möglichkeiten andere Erstligisten haben. Es wäre auch mein Wunsch, wenn sich etwas an der Gleueler Wiese tun würde und wir dort weitere Plätze errichten könnten. Das würde uns allen beim FC helfen und darauf einzahlen, dass wir noch besser arbeiten können.

Du arbeitest eng mit Stefan Ruthenbeck zusammen – er bleibt U19-Cheftrainer und übernimmt zugleich strategische Aufgaben im Leistungsbereich U16 bis U19. Wie ergänzt Ihr Euch, und wie siehst Du seine Rolle in der Akademie-Leitung?
Unterhalb der Leitung gibt es drei Altersbereiche. Den Kinderfußballbereich, für den Sebastian Heuel zuständig ist und dort seit Jahren tolle Arbeit leistet. In meinem alten Bereich von der U12 bis U15 ist die Position aktuell noch vakant, da suchen wir gerade nach Verstärkung. Für den Leistungsbereich ist dann Stefan Ruthenbeck verantwortlich. Dieser Altersbereich steht natürlich besonders im Fokus, da die Jungs dem Profibereich am nächsten sind. Ich bin froh, dass Ruthe abseits seiner eigenen Mannschaft auch die anderen Teams im Blick hat. Mit seiner Erfahrung und seinen Qualitäten ist er für unsere Trainer und für mich eine große Bereicherung. Wir ergänzen uns gut, ich schätze ihn sehr.
Anfang September warst Du in Nyon bei der Auslosung der ersten Runde der UEFA Youth League. Wie groß ist die Vorfreude auf die besondere Saison?
Sehr groß! Es ist immer super, wenn wir mit den Mannschaften unterwegs sind. Man lernt unglaublich viel, wenn man sieht, wie der Fußball in anderen Ländern gespielt wird. Genau deshalb haben wir gehofft, ein möglichst exotisches Los zu bekommen. Grundsätzlich ist es für uns eine große Ehre, im Europapokal als Deutscher Meister an den Start zu gehen.
Ihr sprecht immer davon, dass die Entwicklung von Einzelspielern vor Titeln kommt. Wie wird der Erfolg im Nachwuchs genau definiert?
Wenn man von außen draufschaut, ist die Meisterschaft der U19 natürlich der große Erfolg. Am Ende liegt unsere Daseinsberechtigung als Nachwuchsabteilung innerhalb des Vereins aber darin begründet, dass wir Einzelspieler entwickeln und nicht darin, dass wir Titel holen. Trotzdem wird Fußball immer ein Mannschaftssport bleiben und so wird der Erfolg als Team immer die Leistung der einzelnen Spieler begünstigen. Wenn wir Siege einfahren, macht der Spieler höchstwahrscheinlich leichter den nächsten Schritt. Wenn wir uns zwischen dem Gewinnen von Spielen und Titeln und der positiven Entwicklung einzelner Spieler entscheiden müssten, würden wir uns immer zugunsten des einzelnen Spielers entscheiden. Genau aus diesem Grund spielen einige unserer Spieler auch schon in älteren Altersklassen, obwohl ihr Einfluss auf das Ergebnis in „ihrer eigenen“ Altersklasse größer wäre.
Wird sich etwas unter Deiner Führung in der FC-Akademie verändern? Was sind die Werte, die Du vorleben möchtest?
Viel ändern muss ich glücklicherweise nicht. Trotzdem bringt ein Personalwechsel gleichzeitig immer Veränderung mit sich. An erster Stelle steht bei mir der Zusammenhalt und die Zusammenarbeit innerhalb der Akademie. Wir waren im Sommer mit allen Teams, vielen Mitarbeitern, Eltern und Freunden beim U19-Finale in Leverkusen und haben die Mannschaft gemeinsam unterstützt. Ich möchte dafür sorgen, dass wir dieses Gefühl wahren, das hat uns immer schon ausgezeichnet. Wenn wir einerseits sagen, dass wir Dinge beibehalten wollen und bereits in der Vergangenheit erfolgreich gearbeitet haben, heißt das aber nicht, dass wir nicht bereit sein sollten weitere Veränderungen herbeizuführen. Ich möchte, dass wir mutig nach vorne blicken und Freude an der Gestaltung von Neuem haben. Dann ist mir Haltung und ein gewisser Blick über den Tellerrand sehr wichtig. Wir arbeiten mit Kindern und Jugendlichen, denen wir vieles an Werten und Kompetenzen mitgeben wollen. Das können auch Themen sein, die auf den ersten Blick vermeintlich nichts mit dem Fußball zu tun haben.
Das Interview ist zuerst im GeißbockEcho (Ausgabe 1, Saison 2025/26) erschienen. Weitere Hintergrundstorys zum FC lest Ihr hier im geschlossenen Mitgliederbereich.