Partner-Logo
20241228_HP_Keller_Aufmacher.jpg

Keller: „Fans sollen wieder stolz sein können“

29.12.2024

Im zweiten Teil des ausführlichen Interviews spricht FC-Geschäftsführer Christian Keller über Jusuf Gazibegovic, den ersten Transfer nach der Registrierungssperre, die weiteren Planungen im Winter, den Stand der finanziellen Sanierung des FC, die FC-Frauen und seine Wünsche für das kommende Jahr.

Christian, nachdem wir im ersten Teil des Interviews zurückgeblickt haben, soll der Blick nun vor allem nach vorne gehen. Der erste Transfer der Winterpause ist Jusuf Gazibegovic. Welches Gefühl war es, wieder einmal eine Unterschrift unter einen Spielervertrag eines neuen Spielers zu setzen?

Christian Keller: Ich habe auch während der Transfersperre diverse Vertragsverlängerungen unterschrieben und im Sommer auch vier Neuzugänge, die wir dann verliehen haben. Nun war es aber ein schönes Gefühl, einen neuen Vertrag mit einem neuen Spieler zu unterschreiben, bei dem du weißt, dass er auch sofort für den FC spielen darf. Es war nicht nur für mich besonders, sondern diese Situation gab es zuvor noch bei keinem anderen Club. Das war das erste und hoffentlich letzte Mal, dass es im deutschen Profifußball eine erste Verpflichtung nach einer Transfersperre gab.

Was bringt Gazibegovic denn mit, was der Mannschaft guttun kann?

Gazi wird ein Sieger-Gen mitbringen. Darüber hatten wir im ersten Teil des Interviews gesprochen, dass wir nicht aufhören und immer weitermachen wollen. Er ist außerdem ein richtiger Athlet und bringt Intensität mit. Und er wird uns bei einer guten Balance aus Spiel gegen den Ball und Spiel mit dem Ball helfen. Zudem wird Gazi gute Laune reinbringen, weil er jemand ist, der nicht um einen Spruch verlegen ist.

20241228_HP_Keller-Gazibegovic.jpg

Was ist noch geplant auf dem Transfermarkt?

Zunächst möchte ich herausstellen, dass wir eine gute Mannschaft haben, die auch ohne Verstärkung in der Lage wäre, zum Ziel zu kommen. Nicht umsonst hat es die aktuelle Mannschaft nach der Vorrunde auf den ersten Tabellenplatz geschafft. Die Devise in Richtung Mannschaft lautet daher wie folgt: Ihr seid gut und jetzt fügen wir dem Team noch ein paar Zutaten hinzu, die uns noch einmal ein Stück weiterbringen und dann packen wir es alle gemeinsam an. Konkret wollen wir durch die erneute schwere Verletzung von Luca Kilian einen Innenverteidiger dazunehmen. Und auch wenn wir mit der Entwicklung unserer jungen Stürmer sehr zufrieden sind, würden wir gerne noch einen Neuner holen.

Die Transfersperre wurde durch die FIFA vorzeitig aufgehoben. Ist diese Entscheidung ein Stück weit Bestätigung in einem sehr komplexen Fall?

Zunächst muss man dennoch festhalten, dass die Verpflichtung von Jaka unter den damaligen Rahmenbedingungen ein unternehmerischer Fehler war. Das liegt, um es auch an dieser Stelle nochmals ausdrücklich zu betonen, aber nicht an Jaka. Er ist ein super Junge, den wir menschlich und sportlich sehr gerne bei uns haben. Das Risiko der Verpflichtung wurde seinerzeit zwar richtig bewertet, aber unterschätzt, dass bei Risikoeintritt ein Totalschaden resultiert. Dass die Strafe nun vorzeitig aufgehoben wurde, ist eine späte Symbolik, weil wir auf einer europarechtswidrigen Grundlage verurteilt wurden. Diese Argumentation hatten wir bereits im Prozess vor dem CAS und in einem Gnadengesuch gegenüber der FIFA – jeweils ohne Erfolg – vorgebracht. Nun haben wir spät doch noch Recht bekommen, auch wenn es uns in diesem Fall nichts mehr bringt und wir darüber auch nicht triumphieren sollten. Es zeigt aber vielleicht dem einen oder anderen, der uns Fehlverhalten in der Transfersperre unterstellt hat, dass wir mit unserer Position nicht so falsch lagen.

Du hast als Geschäftsführer schon die eine oder andere Wintertransferperiode mitgemacht. Es ist immer eine Periode, in der der Markt schwierig ist und Clubs eher ungerne agieren. Inwieweit ist diese Transferphase nun besonders und auch besonders schwer?

Die Erwartungshaltung an diese Winterperiode ist natürlich sehr hoch. Andererseits ist es genau so, dass der Winter immer von Herausforderungen geprägt ist. Welcher Club gibt im Winter schon gerne seine besten Spieler ab? Da gibt es im Sommer mehr Bereitschaft. Ein weiterer Faktor ist, dass wir aktuell in der 2. Bundesliga und nicht in der Bundesliga spielen – auch das schränkt den Markt ein. Und viele denken, die Kassen beim FC müssten nun prall gefüllt sein, weil wir lange nichts mehr auf dem Transfermarkt gemacht haben. Aber das stimmt natürlich nicht. Denn auch wenn wir in den vergangenen beiden Jahren im Zuge der FC-Sanierung gute Jahresergebnisse erzielt haben, ist das Geld eben auch in die Sanierung, konkret den Abbau unserer Verbindlichkeiten, geflossen. Wir haben uns dennoch wieder einen Handlungsspielraum erarbeitet, können aber keine ganz großen Sprünge machen. Der Winter ist auch ein kurzfristiger Markt. Du kannst die Transferperiode lange vorbereiten, aber am Ende hängt alles auch daran, welcher Club bereit ist, einen Spieler abzugeben. Wir hatten lange Zeit und sind gut vorbereitet – die Entscheidung über einen Transfer liegt aber nicht nur bei uns, sondern immer auch beim abgebenden Club.

Merkst Du, dass andere Vereine und auch Berater die Situation des FC in diesem Winter ein Stück weit ausnutzen zu wollen?

Von den Akteuren – also Spieler und Berater – mit denen wir uns austauschen, nutzt das niemand aus. Da wird stets konstruktiv und partnerschaftlich an Lösungen gearbeitet.

Du hast die finanzielle Sanierung des FC gerade schon angesprochen. Wo steht der FC hier aktuell und wie groß ist der Handlungsspielraum?

Wir kommen aus einer Phase, in der die Zahlungsunfähigkeit und Insolvenz kein allzu fernes Szenario mehr waren. Wir hatten Liquiditätslücken, waren horrend verschuldet, sogar fast bilanziell überschuldet. Heute sind wir wieder in der Lage, uns strukturell aus eigener Kraft zu tragen. Es wurden in den vergangenen zweieinhalb Jahren massiv Verbindlichkeiten abgebaut und wir sind auch in der 2. Liga in der Lage, fristgerecht Verbindlichkeiten zu tilgen. Im kommenden Sommer werden wir in einer Situation sein, in der wir mit der Ausnahme von einem einstelligen Millionenbetrag alle langfristigen Verbindlichkeiten getilgt haben. Der FC wird dann wirtschaftlich so gut dastehen wie schon seit vielen, vielen Jahren nicht mehr. Das bedeutet auch, dass wir in eine Situation kommen, in der wir auf dem Transfermarkt und im Kader wieder mehr gestalten können und nicht nur verwalten oder bereinigen müssen. Das ist eine supertolle Entwicklung, auch wenn wir noch keine Monstersprünge machen können.

20241228_HP_Keller2.jpg

Wenn man die nicht zufriedenstellende Ligazugehörigkeit ausblendet, ist der FC also fitter für die Zukunft als in den vergangenen Jahren?

Definitiv. In vielerlei Hinsicht – finanzwirtschaftlich, organisatorisch, infrastrukturell – sind wir deutlich besser aufgestellt als davor.

Wenn nun neue Spieler dazukommen, wird der Kader größer. Was ist auf der Abgangsseite geplant?

Ich habe frühzeitig mit dem einen oder anderen Spieler gesprochen, um ihm seine Perspektive aufzuzeigen. Das war für die Spieler dann auch keine Neuigkeit, denn wir definieren fortlaufend wechselseitige Erwartungen und sind im regelmäßigen Austausch. Wenn es bei einzelnen Personalien dann nicht so klappt wie von beiden Seiten definiert, braucht es eine Luftveränderung. Deshalb ist sicher die eine oder andere Leihe angestrebt – bei erfahreneren Spielern mit einer unbefriedigenden Situation oder bei jungen Spielern, die wir über mehr Spielpraxis gezielt fördern möchten.

Bist Du selbst enttäuscht, dass der eine oder andere Spieler, der für die Bundesliga eingeplant war, auch in der 2. Bundesliga kaum zum Zug kommt?

Ich kann niemandem in Bezug auf sein Verhalten in der Mannschaft, seine Haltung zum FC oder sein Trainingsinvest einen Vorwurf machen. Dennoch bleiben einige deutlich unter ihren Möglichkeiten. Die Gründe hierfür sind individuell und vielschichtig. Natürlich hätte ich mir mehr erhofft, weil der eine oder andere auch einfach viel mehr kann. Wenn ein Spieler das über einen längeren Zeitraum aber nicht zeigen kann, dann braucht es eine temporäre oder vielleicht auch eine dauerhafte Luftveränderung.

Das Positivste an der Transfersperre, wenn man es so formulieren möchte, ist sicher die viele Spielzeit für zahlreiche Eigengewächse. Nehmen wir nur das Spiel auf Schalke, als zwischenzeitlich sechs von elf Spielern auf dem Platz aus dem eigenen Nachwuchs stammten. Wie bewertest Du diese Entwicklung?

Wir wollten natürlich weder den Abstieg noch die Transfersperre. Aber dass die jungen Spieler so viel Spielzeit bekommen, wäre im Erstligaszenario sicher schwerer abbildbar gewesen als nun in der 2. Bundesliga. Dass nun einige Spieler aus unserem sehr guten Nachwuchs diese Schritte machen konnten, freut mich sehr.

20241228_HP_Keller3.jpg

Mit großen Erwartungen sind die FC-Frauen in die Saison gestartet. Zur Pause steht nur ein Sieg zu Buche und es gab eine Trainerentlassung. Wie enttäuscht bist Du von dieser Entwicklung?

Das Abschneiden ist absolut unbefriedigend. Auch hier gibt es vielschichtige Gründe. Der Hauptgrund ist sicher, dass wir nie annähernd mit unserer besten Elf spielen konnten, weil wesentliche Leistungsträgerinnen verletzungsbedingt nie oder sehr wenig gespielt haben. Der Kader ist dann auch nicht so breit aufgestellt, dass wir den gleichzeitigen Ausfall von bis zu einem halben Dutzend Leistungsträgerinnen verkraften können. Wir wollen im Winter versuchen, den Kader im Tor und im Sturm breiter aufzustellen und dann eine vernünftige Rückrunde spielen, in der wir unserem Ziel eines soliden Mittelfeldplatzes zumindest noch einmal näherkommen.

Wie wird die Trainerkonstellation im neuen Jahr sein?

Wir hatten vor Weihnachten intensive Gespräche mit Kandidatinnen und Kandidaten für den Posten. Unser Ziel ist es, Anfang des neuen Jahres vor Beginn der Wintervorbereitung eine neue Cheftrainerin beziehungsweise einen neuen Cheftrainer zu präsentieren.

Steht dem FC ein richtungsweisendes Jahr 2025 bevor?

Egal wie die Saison im Sommer endet, können wir festhalten, dass der FC in vielerlei Hinsicht fitter denn je für die Zukunft ist, und das personenunabhängig. Der direkte Wiederaufstieg wäre natürlich ein super Katalysator, weil manche Weichen für die Zukunft einfacher und schneller final justiert werden könnten.

Zum Abschluss hast Du drei Wünsche für das Jahr 2025 frei.

Ganz oben steht, dass wir es schaffen, im neuen Jahr mehr zurückzugeben als wir es im vergangenen Jahr geschafft haben. Die FC-Fans und Menschen in Köln und Umgebung sollen wieder stolz auf ihren FC sein können. Mein zweiter Wunsch ist der direkte Wiederaufstieg. Der dritte Wunsch ist, dass alle im Innen- und Außenverhältnis verstehen und sich dem immer unterwerfen, dass es am Ende immer um die Sache beziehungsweise um den FC als Ganzes geht. Im Fußball steigt die Wahrscheinlichkeit erfolgreich zu sein immens, wenn das Wir im Vordergrund steht und das Ich sehr weit nach hinten rückt.

Teil eins des Interviews mit Christian Keller lest Ihr hier.

Neu im Fanshop

2. Bundesliga grau
Rewe grau
RheinEnergie farbig/grau
hummel farbig/grau
Hauptpartner DEVK grau (vergrößert)
Telekom farbig/grau
Ford farbig / grau
Gaffel farbig/grau
2. Bundesliga grau
Rewe grau
RheinEnergie farbig/grau