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Philipp Türoff: „Wir haben uns Spielraum erarbeitet“
Philipp Türoff ist seit Januar 2022 Geschäftsführer beim 1. FC Köln. Eine Zeit, in der er vieles erlebt und über den FC sowie das Fußballbusiness gelernt hat. Im großen GeißbockEcho-Interview spricht er über die finanzielle Entwicklung des FC, zurückgewonnenen Handlungsspielraum, Infrastruktur und vieles mehr.
Philipp, hat Deine Anspannung in der Saisonschlussphase bei den FC-Spielen zugenommen?
Philipp Türoff: Spieltage sind auch Arbeitstage, an denen es immer viel zu tun gibt. Aber mit dem Anpfiff geht der Blick aufs Spielfeld und mein Puls ist deutlich über Ruhepuls (lacht). Mit der Chance auf den Aufstieg steigerte sich das noch einmal, ich habe mitgefiebert und auf den bestmöglichen Ausgang gehofft. So ist es dann zum Glück auch gekommen.
Verbunden mit der Aufstiegsfrage ging es auch um viel Geld…
Davon muss man sich im Sport aber immer ein Stück weit freimachen. Ich war selbst Leistungssportler – zwar nicht im Fußball, sondern im Tennis – und kann mich ein Stück weit in die Spieler hineinversetzen. Die Spieler sollen sich auf das konzentrieren, was auf dem Feld passiert, und unser Job ist, dass die Spieler bestmöglich vorbereitet sind auf ihre Aufgabe. Alles andere sind Folgen, mit denen es umzugehen gilt. Es macht aber keinen Sinn, ständig an Geld oder andere Auswirkungen zu denken, dadurch geht nur der Fokus auf das Wesentliche verloren.

Die Planungen für die Zukunft liefen bereits in der Phase, in der das sportliche Abschneiden und die daraus resultierenden Folgen noch nicht klar waren. Wie unterschiedlich waren die Szenarien Bundesliga oder 2. Bundesliga?
Die Unterschiede zwischen den beiden Ligen sind groß. Es gibt dabei viele Kenngrößen, die für die jeweiligen Szenarien berechenbar sind. Die Medienerlöse sind, um ein Beispiel zu nennen, gut planbar. Diese sind im wahrsten Sinne in der Bundesliga eine andere Liga und deutlich höher. Bereits im Rahmen der Lizenzierung werden die verschiedenen Szenarien von uns geplant und als 1. FC Köln sind wir es aus der Vergangenheit gewohnt, auf verschiedene Ausgänge vorbereitet zu sein.
Wäre der FC in beiden Szenarien nicht nur handlungs-, sondern auch weiterhin entwicklungsfähig gewesen?
Da gibt es inzwischen ein klares Ja, was ich in den letzten Jahren nicht immer so hätte formulieren können. Wir haben in den vergangenen Jahren gut gehaushaltet und uns dadurch stabilisiert. Es ist keineswegs so, dass wir auf einem Festgeldkonto sitzen und nun viel Geld ausgeben können, aber der FC ist wieder gesund und wir haben Handlungsspielräume. Diese hätten wir in beiden Liga-Szenarien genutzt, um die höchste Priorität anzugehen und uns sportlich wieder dahin zu bewegen, wo wir den 1. FC Köln sehen – nämlich als fest etablierter Bestandteil der Bundesliga.
Wie steht der 1. FC Köln zum Ende der Saison 2024/25 wirtschaftlich da?
Wir sind im Vergleich mit anderen Clubs wieder in einer soliden Gesellschaft, müssen aber nach wie vor mit knappen Ressourcen haushalten. Bei uns ist wieder Normalität eingekehrt und wir dürfen uns von der Sanierungsfall-Rhetorik verabschieden. Wir haben Verbindlichkeiten deutlich reduziert und konnten in den vergangenen Jahren einen Sanierungsrückstau aufarbeiten, es gibt aber nach wie vor viele infrastrukturelle Themen, die wir angehen müssen. Wir benötigen weiterhin Ressourcen, um uns auch in diesen Bereichen fit zu halten.
Wie ist dieser Stand, vor allem mit Blick auf die Ausgangssituation vor wenigen Jahren, zu bewerten?
Es ist eine großartige und positive Veränderung. Wir sind wieder handlungsfähig und können die Aufgaben angehen, die vor uns liegen. Hier geht es natürlich in erster Linie um die sportlichen Ziele, aber auch in anderen Bereichen werden Ressourcen gebraucht, etwa in der physischen wie digitalen Infrastruktur, auf der Geschäftsstelle, im Geißbockheim-Restaurant, das wir seit Jahresbeginn übernommen haben. Es bleibt eine reizvolle Aufgabe, hier die richtigen Prioritäten zu setzen und den Club mit Augenmaß weiterzuentwickeln.
Was waren die entscheidenden Hebel, um aus dem „Sanierungsfall“ FC die heutige Situation zu schaffen.
Um die finanzielle Verbesserung herbeizuführen, war der Hebel relativ einfach: Wir mussten die Ausgaben auf ein Maß bringen, dass es zu den Einnahmen passt. Dazu haben alle Bereiche ihren Teil beigetragen. Wir haben jeden Euro dreimal, manchmal sogar fünfmal umgedreht. Wir waren sehr umsichtig und vorsichtig, was das Geldausgeben betraf. Die Einsparungen haben vor allem den Lizenzspielerbereich betroffen, der Erfolg aus der Conference League hat geholfen, den FC finanziell wieder zu stabilisieren. Vieles kam also aus dem Sport. Dazu haben wir kontinuierlich an der Vermarktung und weiteren Einnahmeströmen gearbeitet, um mehr Geld zu erwirtschaften.
Wie viel Potenzial ist noch da, um die Einnahmen weiter zu steigern?
Es gibt immer Potenzial, noch besser, fitter und effizienter zu werden. Wir haben Felder, in denen wir wachsen können und wachsen werden. Hier kann ich als Beispiel das Public Catering nennen, das wir aus eigener Hand machen. Da mussten wir zunächst investieren, aber durch diesen Schritt verdient auch keiner mehr mit, wir haben es selbst in der Hand und den Ehrgeiz, das Stadionerlebnis für unsere Fans aufzuwerten. Das Thema Eigenvermarktung steht an, wodurch es uns unter anderem möglich sein wird, einen noch direkteren und engeren Draht zu unseren Partnern aufzubauen. Wir haben einen langjährigen Partner, der mitgewirkt, aber natürlich auch mitverdient hat. Wir sehen Möglichkeiten, den 1. FC Köln zukünftig noch stärker zu machen.
Wie ist der FC finanziell durch dieses Zweitliga-Jahr gekommen?
Ein Abstieg ist immer schmerzhaft. Allein die deutlich gesunkenen Medienerlöse tun finanziell weh. Dadurch müssen die Ausgaben reduziert werden. Wenn man zum Beispiel den Lizenzspielerkader nimmt, dann gehen durch Zweitliga-Verträge und -Gehälter die Kosten runter. Eine wichtige Rolle hat die Stadionpacht gespielt. Wir konnten einen Vertrag aushandeln, durch den wir in der 2. Bundesliga eine deutlich geringere Pacht zahlen müssen. Das Stadion ist trotzdem immer ausverkauft. Diese Faktoren helfen uns, auch in einer Zweitliga-Saison stabil zu bleiben. Natürlich hatte für uns der sportliche Wiederaufstieg aber eine sehr hohe Priorität, weshalb wir nicht geplant hatten, Geld anzusparen oder die Gesundung im Tempo der vergangenen Jahre fortzusetzen.
Welche Rolle haben Sondererlöse wie DFB-Pokal und der Verkauf von Jonas Urbig zum FC Bayern gespielt?
Mit diesen Einnahmen im DFB-Pokal durch den Einzug ins Viertelfinale und ausverkauften Spielen bei Flutlicht haben wir entsprechend einer vorsichtigen Planung nicht gerechnet. Diese Effekte haben uns gestärkt, sodass wir auch die Zweitliga-Saison mit einem positiven Ergebnis abschließen werden. Bei den Transfers haben wir erwartet, dass es im Abstiegsfall zu Einnahmen kommen würde, den Transfer von Jonas Urbig hatten wir so aber natürlich nicht eingeplant. Dieser zahlt positiv aufs Ergebnis ein und schafft wiederum Handlungsspielräume, um den Kader substanziell weiterzuentwickeln.

Seit der Saison 2021/22 wurden schrittweise Eigenkapital aufgebaut und Schulden abgebaut. In dieser Saison übersteigt das Eigenkapital die Verbindlichkeiten erstmals wieder seit 2018/19. Was bedeutet dieser Schritt?
In der wirklich kritischen Phase war es entscheidend, das Eigenkapital positiv zu halten. Eine Entschuldung und gleichzeitig anwachsendes Eigenkapital sind gute Gradmesser für finanzielle Gesundung. Das zeigt, dass wir wieder investitions- und handlungsfähig sind, es ist aber nicht das übergeordnete Ziel. Für anstehende Infrastrukturprojekte wie den Leistungszentrumsbau am Geißbockheim werden wir wieder Finanzierungsmöglichkeiten brauchen. Es spricht nichts dagegen, für die richtigen Investitionen die Verbindlichkeiten wieder anwachsen zu lassen. Immer unter der Prämisse, dass der FC gesund und aus eigener Kraft handlungsfähig bleiben muss – auch bei unerwarteten Nackenschlägen oder Entwicklungen.
Das Interview mit Philipp Türoff ist zunächst im GeißbockEcho (Ausgabe 4, Saison 2024/25) erschienen. Das vollständige Interview und die ganze Ausgabe gibt es gedruckt und hier im geschlossenen Mitgliederbereich. Noch kein Mitglied? Hier gibt's alle Infos zur Mitgliedschaft.