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Seit an Seit: Anna und Yannick Gerhardt

8.3.2024

Anna und Yannick Gerhardt sind ein besonderes Geschwisterpaar. Im Nachwuchs zählten sie zu den besten Talenten, erhielten beide die Fritz-Walter-Medaille, und schafften beim 1. FC Köln parallel zueinander den Schritt in den ­Profifußball. Rund zehn Jahre ­spielen beide nun schon auf dem höchsten nationalen Niveau und sprechen im Doppelinterview mit dem GeißbockEcho über ihren Weg, ihr Verhältnis und die Annäherung des Männer- und Frauenfußballs.

Yannick, hast Du Dich am 21. Dezember eigentlich besonders geärgert?

Yannick Gerhardt: (überlegt lange) Da hat unser Vater Geburtstag, aber darüber hinaus ist mir nichts Besonderes in Erinnerung.

An dem Tag wurde unter anderem der 25. Spieltag terminiert. Du spielst am 10. März mit dem VfL Wolfsburg in Lever­kusen. Nah dran an Köln, aber an eurem eigenen Spieltag wirst Du das Spiel der ­FC-Frauen nicht im RheinEnergieSTADION verfolgen können.

Yannick: Ich muss zugeben, dass ich in puncto Spielterminierungen nicht immer so weit nach vorne blicke. Als Fußballer ist es ohnehin immer schwierig, im Voraus zu planen. Aber natürlich ist es ärgerlich, dass das Spiel am gleichen Tag ist, denn sonst hätte es durch die Nähe sehr gut passen können. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass der Rekord noch einmal ausgebaut wird.

Wie habt Ihr beide das Rekordspiel im ­vergangenen Jahr verfolgt?

Anna Gerhardt: Das war der Wahnsinn. Aber es passt auch zu Köln mit dieser Stadt, diesen Fans und diesem Verein. Ehrlich ­gesagt habe ich mich auch ein bisschen ­geärgert, dass ich noch nicht dabei sein konnte. Mein Wechsel nach Köln stand aber bereits fest, deshalb habe ich es umso intensiver verfolgt.

Yannick: Ich habe es natürlich auch mit­bekommen, es wurde ja medial viel darüber berichtet. Ein Grund, warum wir Fußball ­spielen, ist, um vor vielen Zuschauern zu spielen und die Leute zu begeistern. Des­wegen freut es mich natürlich, wenn auch der Frauenfußball immer populärer wird und die Spielerinnen die Chance haben, vor vielen Zuschauern zu spielen. Da kann man nur ein großes Kompliment an die Fans, den Verein und die Stadt aussprechen, dass sie den Mädels so eine Bühne bereitet haben. Ich kann da aus der Wolfsburger ­Perspektive sprechen, denn hier haben wir ja auch eine sehr erfolgreiche Frauenmannschaft. Die Spielerinnen haben berichtet, was sie beispielsweise in der Champions League in Stadien wie Barcelona oder bei Arsenal London erlebt haben – das sind schon coole Erfahrungen. Es freut mich, dass es immer weiter nach vorne geht.

War diese spürbare Begeisterung in Köln ein Grund für Deine FC-Rückkehr, Anna?

Anna: Definitiv, aber es gab zudem viele ­andere Gründe. Ich freue mich einfach, ­wieder in meiner Heimat zu sein. Ich habe die Entwicklung des FC in den vergangenen Jahren verfolgt und freue mich, wieder dabei zu sein.

Ein Spiel wie dieses Rekordspiel wäre vor ein paar Jahren noch schwer vorstellbar gewesen. Muss man sich manchmal kneifen, dass so etwas im Frauenfußball inzwischen möglich ist?

Anna: Im Vergleich zu den letzten Jahren hat der Frauenfußball eine enorme Entwicklung genommen. Es ist einfach schön, auch wenn man andere Ligen im Ausland sieht, in denen die Zuschauerzahlen in die Höhe gehen. Wie Yannick schon gesagt hat, ­lieben wir den Fußball auch, weil wir vor ­vielen Zuschauern spielen möchten.

Yannick, wie erklärst Du es Dir, dass der Frauenfußball immer populärer wird?

Yannick: Durch meinen persönlichen Bezug mit meiner Schwester verfolge ich das schon seit der Jugend. Seit Anna auch zum 1. FC Köln in die Jugend gewechselt ist, beobachte ich eine fortschreitende Professionalisierung. Ein Grund ist sicher, dass lange kaum oder gar keine Plattform geboten wurde. Inzwischen sieht man, dass sich die Strukturen immer weiter verbessern und professionalisieren und die Bedingungen immer besser werden. Dass man alle Spiele inzwischen im Streaming sehen kann, ist der nächste Meilenstein. Der Männerfußball ist vor allem in puncto Vermarktung Jahre voraus, deshalb ist ein Vergleich unfair. Wenn man aber einzeln die Entwicklung nur des Frauenfußballs sieht, ist diese sehr, sehr gut.

Wenn Du aus der Sicht einer Männer-Mannschaft sprichst: Ist das Geschehen bei den Frauen Thema bei Euch im Team?

Yannick: Der VfL Wolfsburg achtet schon darauf, dass wir eine Verbindung zwischen der Männer- und Frauenmannschaft haben. Wir waren zuletzt am gleichen Ort im ­Trainingslager, haben einen gemeinsamen Abend verbracht. Daran sieht man, dass der Verein eine zunehmende Verknüpfung zwischen beiden Teams erreichen möchte. In Wolfsburg war die Frauenmannschaft in den letzten Jahren immer ein Stück weit das Aushängeschild, weil sie sehr erfolgreich war. Das war für uns Spieler schon auch Ansporn.

Schaust Du selbst auch oft die Spiele, sei es von Anna oder in Wolfsburg?

Yannick: Wenn es die Zeit zulässt, dann ­versuche ich immer die Spiele meiner Schwester zu schauen. In Wolfsburg habe ich letztes Jahr auch ein paar Partien geschaut, vor allem in der Champions League. Das war eine coole Bühne, die den Frauen da geboten wurde.

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Anna, wie nimmst Du die Entwicklung und den Wert des Frauenfußballs in Köln wahr?

Anna: Es hat sich definitiv etwas verändert zu meiner ersten Zeit beim FC. Wir werden stärker wahrgenommen, wenn man nur sieht, dass wir in jedem Heimspiel über 1000 Fans im Stadion haben. Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so. Auch die Vermarktung und mediale Präsenz haben sich verbessert – genauso wie die generelle Wertschätzung im Verein. Wenn man sieht, dass zum Beispiel Christian Keller öfter bei uns vorbeischaut und auch bei den Spielen dabei ist – das zeigt den neuen Stellenwert, der nicht immer so war.

Wie hat sich das Niveau im Frauenfußball aus Deiner Sicht entwickelt?

Anna: Das ist natürlich angestiegen. Vor ­allem physisch sind wir stärker geworden. Das Spiel ist generell schneller und auch technisch besser geworden.

Du spielst mit gerade einmal 25 Jahren bereits Deine zehnte Profisaison. Wie fühlt sich das an?

Anna: Das ist schon irgendwie verrückt. Auch, dass ich mit 25 Jahren zu den ältesten Spielerinnen bei uns gehöre. Eigentlich fühle ich mich noch gar nicht so alt (lacht). Ich habe inzwischen einiges an Erfahrung gesammelt und möchte das auch in die Mannschaft geben.

Welche Erinnerungen hast Du an Deine Anfangszeit?

Anna: Ausschließlich positive. Ich weiß noch genau, wie ich zu den Frauen hochgekommen bin. Ich bin super aufgenommen worden, ­unter anderem ja auch von Nicole Bender-Rummler, die damals noch meine Mitspielerin und heute unsere Bereichsleiterin ist. Meine zweite Saison war super, am Ende stand der Aufstieg. Das sind ganz besondere Erfahrungen. Ich durfte viel spielen und habe viel Vertrauen bekommen.

Ihr habt die beiden Perspektiven, die eines männlichen und eines weiblichen Fußballtalents, selbst erlebt oder ganz nah mit­bekommen. Wie habt Ihr die Unterschiede wahrgenommen?

Yannick: Man hat in dieser Zeit schon ganz deutlich gemerkt, dass der Frauenfußball noch am Anfang einer Entwicklung war, gerade in der Jugendausbildung. Einen Fahrdienst zum Beispiel hattest Du nie, ­richtig Anna?

Anna: Genau.

Yannick wurde also vom Fahrdienst abgeholt, während Anna von Euren Eltern zum Training gebracht wurde?

Yannick: Ja. In den ersten Jahren hatte ich auch noch keinen Fahrdienst, weil dieser erst ab der U14 angeboten wurde. Wir waren damals drei Jungs aus meiner Heimat und wir haben eine Fahrgemeinschaft gebildet. Das war natürlich schon eine enorme ­Belastung für unsere Mutter. Als es für mich dann den Fahrdienst gab, wechselte Anna nach Köln, deshalb ging das Fahren für ­unsere Mutter kontinuierlich weiter.

Wie hast Du die Unterschiede damals wahrgenommen, Anna?

Anna: Als kleines Mädchen habe ich das nicht so wahrgenommen. Ich kann mich noch genau erinnern, als Yannick vor mir schon beim FC war. Ich war oft beim Training und wollte so gerne auch für den FC spielen. Aber es gab damals noch keine Mädchenmannschaft. Als dann zur U11 die erste ­gegründet wurde, war es für mich das Größte, auch für den FC spielen zu dürfen.

Yannick: Generell muss man sagen, dass man als Junge viel bessere Bedingungen hatte. Die Möglichkeit, im Internat unter­gebracht zu werden, gab es beispielsweise bis vor wenigen Jahren noch nicht für ­Mädchen. Aber ich finde, man muss trotzdem das Positive sehen und da kann man festhalten, dass sich während unserer ­aktiven Zeit nun schon sehr viel in die richtige Richtung entwickelt hat. Ihr habt anfangs noch in Widdersdorf trainiert, richtig?

Anna: Genau. Aber das war mir egal, ich habe mich dennoch total wohlgefühlt. Und auch hier sieht man die Entwicklung, dass die Mädchen inzwischen auch hier am Geißbockheim trainieren. Oder an Kleinigkeiten, dass zum Beispiel für sie auch die Wäsche gewaschen wird.

Gab es denn einmal Neid auf die Bedingungen Deines Bruders?

Anna: Nein, auf keinen Fall. Ich war wirklich einfach dankbar, dass ich für Köln spielen durfte. Da habe ich mir nicht viele Gedanken um die Bedingungen gemacht.

Wie speziell war diese Zeit für Euch rück­blickend, wenn man als Geschwister fast gleichzeitig den Schritt in den Profifußball geht?

Anna: Das war etwas ganz Besonderes, weil Yannick für mich auch immer ein Stück weit ein Vorbild war. Er hat alles ein bisschen ­früher durchlaufen. Als wir es dann beide geschafft haben, gekrönt mit den jeweiligen Aufstiegen in die 1. Liga, war es einfach ein schönes Gefühl. Yannick hat den Sprung ein Jahr vor mir geschafft. Dass ich dann den ähnlichen Weg gehen konnte, war einfach besonders.

Yannick: Für einen persönlich ist es ein Traum, wenn man es in dem Verein, in dem man groß wird, zum Profi schafft. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als Anna und die FC-Frauen dann ihr Aufstiegsspiel hatten. Danach wurden auch gemeinsame Fotos von uns gemacht. Das heißt, da wurde diese besondere Konstellation auch bereits medial wahrgenommen, dass hier Schwester und Bruder gemeinsam ihren Traum vom Fußballprofi leben.

Woher kommt denn Euer Talent, liegt es in der Familie?

Yannick: Das wurden wir schon öfter gefragt. Es gibt bei uns in der Familie niemanden, der höher gespielt oder professionell Sport ­betrieben hat. Aber wir haben von Anfang an eine große Begeisterung für den Sport und Bewegung mitbekommen. Neben dem Talent haben wir immer die komplette Unterstützung der Familie bekommen. Das ist nicht selbstverständlich. Bei uns beiden sind einfach viele Komponenten perfekt zusammengelaufen. Ein Faktor war auch, dass der Spaß immer im Vordergrund stand und es keinen Druck gab. Es war eine sehr gute Mischung und natürlich muss man dann auch Glück haben und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein und in den richtigen Spielen abliefern.

Neben dem Talent braucht es viele Eigenschaften wie Ehrgeiz, Fleiß und Disziplin, um es in den Profifußball zu schaffen. Auch hier scheinen Eure Eltern vieles richtig gemacht zu haben.

Anna: Auf jeden Fall. Es war zum Beispiel auch die Schule immer sehr wichtig für uns, darauf haben unsere Eltern viel Wert gelegt. Yannick und ich waren vom Typ her schon immer ziemlich diszipliniert.

Yannick: Es wurde von Anfang an immer darauf hingewiesen, dass es sehr schwierig ist, wirklich Profi zu werden, und deshalb ein zweites Standbein durch die Schule als ­Absicherung sehr wichtig ist. Wir haben es geschafft, dass wir Schule und Fußball gut in Einklang gebracht haben.

Das ganze Interview ist in der aktuellen Ausgabe des GeißbockEchos zu lesen. Die Ausgabe ist gedruckt und für FC-Mitglieder auch online im geschlossenen Mitgliederbereich verfügbar.

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