Thielmann: „Die eine oder andere Träne verdrückt“
Von der U15 bis zu den Profis hat Jan Thielmann im Kölner Sportinternat gelebt. Im Interview blickt er auf die Zeit zurück und spricht über Heimweh, das Internatsleben und Freundschaften aus dieser Zeit.
Jan, warum hast Du Dich damals für das Sportinternat entschieden?
Jan Thielmann: Für mich war klar, dass ich zu einem größeren Verein wechseln möchte. Da ich aus der Nähe von Trier komme, war damit auch klar, dass ich ins Internat muss. Die Entscheidung für den 1. FC Köln fiel mir leicht. Wir haben uns zwar auch noch andere Sportinternate angeschaut, aber Köln hat uns am meisten überzeugt. Es sind nur eineinhalb Stunden bis nach Hause und das Internat macht etwas her mit seinen vielen Sportlern und Sportarten.
Wie war es am Anfang für Dich, erstmals alleine weg von zu Hause zu sein?
Mein Bruder ist zusammen mit mir als Pädagoge ins Internat gekommen, das hat es mir ein bisschen erleichtert. Dennoch verlässt man seine Wohlfühloase zu Hause. Ich habe auch die eine oder andere Träne verdrückt, als ich meine Freunde und meine Familie vermisst habe. Das liegt in der Natur der Sache, dass man auch einmal grübelt oder traurig ist. Die Menschen im Internat haben es einem aber so leicht wie möglich gemacht.
Wie lange hat es gedauert, bis Du Dich richtig wohlgefühlt hast im Sportinternat?
Als ich gekommen bin, waren gerade Sommerferien. Deshalb habe ich am Anfang wenig erlebt, saß neben dem Training viel auf dem Zimmer. Im Mannschaftssport lernt man aber schnell Mitspieler und Mitbewohner kennen. Die ersten ein, zwei Monate waren schwer, danach ging es aber relativ schnell bergauf.
Was hat das Internatsleben für Dich ausgemacht?
Vor allem der Umgang mit den Menschen, mit den anderen Sportlern und den Pädagogen, die mit Bedacht sehr gut ausgewählt werden. Es ist ein Zusammenleben wie in einer großen zweiten Familie.
Wie hast Du den Austausch zu Sportlern aus anderen Sportarten erlebt?
Nur unter Fußballern könnte es in einem Internat auch schwierig und chaotisch sein (lacht). Da gab es aber Eishockeyspieler und Judoka. Diese Jungs und Mädels trainieren teilweise deutlich mehr als die Fußballer. Da wird man auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und lernt, dass das Geld, das man im Fußball verdient, auch schon in jungen Jahren Luxus ist.
Was hat Dich am meisten geprägt während der Internatszeit?
Ich wurde selbstständiger. Man musste sich selbst etwas zu Essen machen, rechtzeitig ins Bett gehen, die Klamotten waschen und schauen, dass man eigenständig wird. Es hat nicht mehr die Mama alles gemacht. Das ist ein super Zwischenschritt hin zu einer eigenen Wohnung später. Man wird ein Stück weit erwachsen in der Zeit.
Sind bis heute Freundschaften aus dieser Zeit erhalten geblieben?
Da gibt es einige. Ich war zusammen mit Meiko Sponsel aus unserer U21 oder Tim Lemperle im Internat. Timmi und ich haben manchmal zusammen gekocht. Wie man sich vorstellen kann, war das nicht immer so lecker (lacht). Auch mit der Betreuerin Claudia schreibe ich ab und zu noch. Sie war letztens in Berlin im Stadion und freut sich, wenn es bei uns gut läuft. Man sieht viele nach wie vor im Stadion, auch wenn sie nicht mehr im Internat arbeiten oder leben. Das ist schön, so eine gemeinsame Zeit verbindet.
Hier lest Ihr eine Reportage zum Alltag im Sportinternat.
Hier geht es zum Interview mit Judoka Kirill Gau.
Und hier findet Ihr weitere Hintergrundgeschichten zum FC im digitalen GeißbockEcho.